In den letzten Tagen habe ich für meine Selfies von einer Claudia auf Facebook zweimal das Prädikat „grässlich“ erhalten. Beim ersten Selfie-Kommentar musste ich lachen. Es war das Selfie unterm Hallenbad-Fön. Und ja, das Foto ist entsetzlich :-)
Aber wenn man sich vorgenommen hat, ein Jahr lang keines der Selfies zu zensurieren, sondern zu posten, egal ob ich gut oder „grässlich“ drauf aussehe, dann kommen eben auch grässliche Selfies raus.
Also beim ersten „grässlich“ musste ich herzlich lachen. Beim zweiten „grässlich“, beim Selfie von gestern, ging das schon nicht mehr so gut. Wer will schon, dass sein Antlitz zwei mal hintereinander als grässlich eingestuft wird. Das arbeitet da innen drin. Ich hab mich gefragt, was Claudia mit ihrer Anmerkung bezweckt. Ob sie sich fragt, was dieses Wort mit mir macht? Ob sie Spaß dabei hat ihren Kommentar abzugeben?
Nach einer leichten Verunsicherung im ersten Moment, wurde in Folge durch das neuerliche „grässlich“ in mir etwas anderes geweckt. So etwas wie Stolz darüber, dass ich meine Eitelkeit so gut beiseite schieben kann und nicht immer „gefallen muss“. So etwas wie Widerstand und ein „nein, ich lass mich nicht verunsichern“. So etwas wie Selbstbewusstsein, im Sinne von mir selbst bewusst zu sein. Daher, danke Claudia!
rochus gratzfeld meint
Es gehört – leider – sehr viel Mut dazu, sich der eigenen ungeschminkten Wahrheit zu stellen. Und noch mehr Mut, dies auch zu publizieren. Diese Wahrheit ist aber die Wahrheit von uns allen. Papparazzis versuchen immer wieder, sogenannte Top-Models im Alltag zu erhaschen. Spöttisch kommentieren sie dann das, was diese Menschen sind: Menschen. Wie du. Wie ich. Und manche, die damit konfrontiert werden sagen dann „grässlich“. Meinen sie sich dabei selbst?
Evelyn meint
Hm. Konstruktiver ansatz, sonja. Ich glaube allerdings, manche denken nicht wirklich gross über ihre verbalen äusserungen nach…
suzie meint
ja es ist ja irgednwie lustig, als die erika kronabitter die morgengesichter, also gesichter von menschen gleich nach dem aufwachen, selbst fotografiert, als sie das ausstellte, mein egsicht dabei, sagte eine kollegin zu mir: also ich würde mich das nicht trauen, dass ich so ein foto herzeig.
ich fand mein bild ehrlich schön, ausdrucksstark, etwas zerknittert, aber das darf ich ja wohl sein.
glücklicherweise gibt es keine verpflichtung jemandem zu gefallen!
Christian F. Freisleben meint
wer bitte definiert „schön“??? in jedem gesicht ist zu jeder tages- und nachtzeit unendlich vielzu finden, ermöglicht ein sich Einlassen wertvolle begegnungen und erkenntnisse! unsere vielen falten sind spuren, denen es sich lohnt nachzugehen
rochus gratzfeld meint
Schön definiert die Gesellschaft. Und was schön ist, definiert die Industrie. Und schön ist, was durch Umformung schön gemacht werden kann. Das verkauft für Milliarden Cremes. Das verkauft für Milliarden operative Eingriffe. Schön ist, was Geld macht.
suzie meint
wobei es natürlich auch eine aussage ist, sich selbst wichtig zu nehmen, so wichtig, sich 365 mal zu fotografieren. ich erinnere mich, vor vielen jahren machte das eine künstlerin, ich gluabe es war friedl kubelka, als projekt, eben erfoschen der eignen veränderungen und so.
schön, naja, ich mag das wort an sich nicht, weil es hässlich als gegensatz hat. denke aber „hässlich“ sollte es nicht geben, also menschen sind nicht hässlich, sie schauen einfach aus, wie sie ausschauen.
Bernadette meint
Liebe Sonja, danke für das- was Du hier tust und wie Du bist! Du zeigst sehr genau, was es bedeutet- einzigartig zu sein. Und mir kommt es genau darauf an!
Deine Worte, Gedanken und Gefühle kann ich gut nachvollziehen. Jede Resonanz von Außen erzeugt in uns irgend etwas, es sind Schwingungen, Energien und die spürt man eben. Genau so kommt ja auch Freude, Stolz und Co zustande.
So sehr man sich freuen kann über positives feedback, so sehr kann zugleich negatives feedback schmerzen- ich denke, dass ist einfah der Preis für die Balance.
Du tust was Du tust aus DEINER Überzeugung herraus und die muss und kann halt nicht jedem gefallen. Ich finde es sehr mutig von Dir und bewundere somit eher Deine Haltung udn Stärke- als denn die Fotos.
Durch meine Texte und Gedankenflüge zB möchte ich ja auch irgend etwas bewegen und bewirken. Ich will anregen, zum nachdenken anregen, ich möchte wach rütteln, aber auch Gefühle transportieren. Ich möchte polarisieren und und und.
Oft kommt das gut an. Oft kommt es absolut nicht gut an.
Damit umgehen zu lernen ist eine weitere Aufgabe indem was man tut. Und es wird uns immer leichter fallen, es wird irgendwann nicht mehr schmerzhaft sein, sondern ein normaler Ablauf und Prozess im Rahmen unserer Weiterentwicklung.
Will ich gefallen in dem was ich tue oder habe ich andere Gründe dafür- die mir viel wesentlicher sind…..ist oft meine Frage.
Im Grunde genommen tun wir alles, absolut alles- was wir tun doch nur aus 2 Gründen:
Lustgewinn (Freude, Anerkennung etc) und Schmerzvermeidung (Zurückweisung etc).
Ja- ab und an sehen Deine Fotos echt nicht „schön“ aus. Aber ich zB sehe in diesen Fotos ein Gesamtpaket und ich weiss, genau so ergeht es mir auch: mal sehe ich gut aus, mal sehe ich uralt aus, mal lachend, mal grummelig……und DU packst all diese Facetten mutig in ein Gesamtbild.
Ich finde, es ist egal- ob es ein schönes oder weniger schönes Foto ist. Ich finde, es ist entscheidend, das es DU PUR und ganz und gar bist, die sich hier zeigt. Und das ist mein Fazit: WOW!!!
Einige Menschen mögen das ablehnen, aber darum geht es ja gar nicht. Sie sind und bleiben eine Minderheit und sind somit eigentlich nicht wirklich wichtig. Möchten sie aber gerne sein. Machtspiele- und dazu gehören auch bewusstes verletzen wollen…..sind für einige Menschen ein schönes Spiel. Mach da einfach nicht mit. ;-)
Liebe Grüße aus Bonn, Bernadette
Veronika Konrad meint
lieber grässlich, ungeschminkt und glücklich, als vermeintlich schön und schön unglücklich. Scheiß drauf!!!!!!!!!! Ich hab dieses Wort Schön so leid. Und warum bitte sollte es mutig sein, dass meine geliebte Schwester Selfies unzensuriert ins Netz stellt? Ich finde das eine Beleidigung. Genauso wie man zu dicken Frauen sagt, es sei mutig, dass sie sich nackt fotografieren lassen! Furchtbar! Es wird so viel Wert auf das Äußere gelegt und somit hat meine Schwester einfach das Recht ihr Äußeres selbst zu fotografieren, so wie es ihr passt. Punkt.
Bernadette meint
Dennoch bleibt es im Auge des Betrachters, ob er/sie es als mutig oder als „ihr Recht“ betrachtet. Beides ist richtig. Deine Schwester macht es ja nicht nur, weil sie ein „Recht“ dazu hat, oder? Sie hat es ja deutlich erklärt zu Beginn des Projektes!
„Was ich jetzt Aufregendes vorhabe? Naja, diesen Blog schreiben! Nicht lachen, bitte! Meine Abenteuer sind halt im Kopf (wie man so schön sagt) und in meinen Fingern. Außerdem, würden SIE den Mut haben hier so frei und frank aus ihrem Leben zu berichten? Eben. Also doch ein kleines Abenteuer!“
Dort steht der Begriff „MUT“…..!
Somit bitte eine gute Äußerung wie „mutig“ (und somit ja auch die mutigen Kommentarschreiber/innen hier) nicht so sehr verdammen, gefällt mir nicht sonderlich, so eine krasse Haltung. Nichts für ungut, wollte und musste ich aber nun mal los werden.
Sonja Schiff meint
@Veronika: Mutig genannt zu werden, ist grundsätzlich mal was Positives :-) So habe ich den langen und differenzierten Beitrag von Bernadette auch als Bereicherung erlebt. Für mich war der Kommentar „grässlich“ (wie im Artikel beschrieben)verstörend. Aber ich versteh natürlich was du meinst……wir kennen uns ja auch sehr gut :-)
Sonja Schiff meint
@Bernadette: Danke für deinen Beitrag. Ich schätze dein Engagement und deine Differenziertheit beim Kommentieren sehr!
Sonja Schiff meint
@suzie: nehme ich mit die position: hässlich sollte es als begriff nicht geben. stimmt. kein mensch ist hässlich! keiner!