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Als Katharina verzweifelte

27. September 2015 Kommentar verfassen

Fotocredit: www.pixabay.com

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Die FPÖ hat sich heute bei der Wahl also in Oberösterreich stimmenmäßig verdoppelt. Die FPÖ-Wähler freuen sich schenkelklopfend, darüber, dass die Flüchtlingskrise ihnen die Wählerstimmen zugetrieben hat. Sie fühlen sich bestätigt in ihren Worten und Haltungen. Hetze und Menschenverachtung hatten Erfolg. Zumindest bei 30% der OberösterreicherInnen. Wobei ich hier anmerken möchte, 70% haben deutlich NEIN gesagt zu dieser Art von Politik. Ein guter Trost.

Mir geht dieser Tage ein Erlebnis mit einer meiner Verwandten durch den Kopf. Großmutter, Tante oder Großtante, der Verwandtschaftsgrad ist unbedeutend, es ist die Geschichte, die für mich Bedeutung hat, weil sie Teil meiner persönlichen Geschichte ist.

Sie hieß Katharina. Geboren in der Batschka, heutiges Serbien. Sie war Donauschwäbin. Ein anderer Name für jene Volksgruppe, der sie zugehörte, war „ungarländische Deutsche“. Die Nazis aber nannten sie „Volksdeutsche“. Ursprünglich stammten sie aus Bayern, Schwaben, Hessen und Franken. Nach den Türkenkriegen, Mitte des 16. Jahrhunderts, entwickelten die Habsburger die Strategie mit deutschen Bauern und Handwerkern die völlig entvölkerte pannonische Tiefebene neu zu besiedeln. Diese Aussiedler hatten einen klaren Auftrag: Das Land bestellen und als Wehrbauern die Grenzen sichern.

Die Donauschwaben waren sehr erfolgreich. In kürzester Zeit brachten sie es zu Wohlstand und bauten genossenschaftliche Strukturen auf, die ihrem Zusammenhalt dienten.  Und sie blieben Deutsche. In ihrem Herzen, in ihrer Kultur, in ihrer Tracht, in ihrer Sprache und in ihren Werten. Sie sahen sich als Deutsche. Integration war nicht ihr Thema.

In Deutschland studierende Donauschwaben brachten um 1935 die Idee des Nationalsozialismus ins Land. Innerhalb kürzester Zeit waren die meisten Donauschwaben glühende Nazis und zogen für die Wehrmacht in den Krieg. So wie Katharinas Mann. Als sie im zweiten Weltkrieg dann aus dem Land, das ihre Ahnen über Jahrhunderte bestellt hatten, hinausgejagt wurden, meinten viele, sie kämen „heim ins Reich“.

In meiner Familie gab es Nazis. Auch wenn nie darüber geredet wird, weiß ich es. Ein Onkel war bei der SS. Später nahm mich dieser Onkel gern auf den Schoss und machte mit mir „Hopper Hopper Reiter“. Ich war ein Kleinkind und von Nazis und SS wusste ich damals noch nichts.

War Katharina ein Nazi? Es kann davon ausgegangen werden. Auch wenn ich persönlich eine liebevolle warmherzige Frau erlebt habe, die mein Leben sehr geprägt hat. Es sind Sätze, Ausdrücke, die sie mir weiter gegeben hat, die mich vermuten lassen, dass sie wenig nachdachte darüber, was um sie herum passierte, sondern sie auch zu jenen Tausenden gehörte, die wegsahen und sich damit mitschuldig gemacht haben. „Du Krüppel“ etwa, verwendet als Schimpfwort. „Zigeuner“ waren für sie Lumpen und schmutzig. Oder die Redewendung „bis zur Vergasung“, die ausdrücken sollte, dass sie einer Sache überdrüssig geworden war. .

Als sie schon sehr alt war, tat Katharina etwas für mich Überraschendes. Sie besuchte eines Tages Mauthausen. Das ehemalige Konzentrationslager. Damit stellte sie sich ihrer Vergangenheit. Der Besuch veränderte sie. .

Katharina, eine tiefgläubige Frau, brach in der Gaskammer von Mauthausen zusammen. In Anbetracht Tausender ermordeter Menschen in diesem Lager, in der Konfrontation mit den Verbrechen des von ihr bejubelten Regimes, schrie sie verzweifelt „Herr, was habe ich getan. Herr, warum habe ich weggesehen?“. Sie wälzte sich weinend und schluchzend am Boden und trotz der herbeieilenden Helfer, war es kaum möglich Katharina wieder zu beruhigen. „Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es sehen müssen“, sagte sie immer und immer wieder zu mir in den darauffolgenden Jahre. Meistens endete sie dabei mit dem schluchzenden Satz: „Mitschuldig durch Wegsehen.“

Ich bin Katharina sehr dankbar dafür, dass sie am Ende ihres Lebens doch hingesehen hat und ihre Mitschuld eingestanden hat.  Sie hat mir damit beigebracht sehend und nicht blind durchs Leben zu gehen. Dank Katharina werde ich niemals mit den braunen Wölfen mitheulen. Dank Katharina ist mir Menschenwürde ein Anliegen und menschenfeindliche Gesinnung ein Gräuel. Mehr noch: Ich verachte Menschen, die ihr Glück auf Hetze und Menschenverachtung bauen und sich am Erfolg rechter Gesinnung erfreuen. Aus tiefstem Herzen.

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