Eigentlich wollte ich kein Buch über Krebs mehr lesen, wo sich doch mein Blatt so glücklich für mich gewendet hatte. Regelmäßige Leserinnen meines Blogs erinnern sich: Um die Jahreswende ging es in meinem Leben hoch her. Ich stand vor der Diagnose Ovarialtumor, erwachte nach einer 7 stündigen Operation mit der Botschaft, ich hätte ein Ovarialkarzinom, welches sich dann nach weiteren fünf Wochen, zum Glück, histologisch als Borderlinetumor entpuppte. Ich habe eine emotionale Achterbahnfahrt hinter mich gebracht, bin gefallen, getrudelt, gestürzt, habe mich wieder aufgerafft und durfte dann plötzlich wieder glücklich und voll Staunen in die Freiheit fliegen. Was für ein Glück ich doch hatte!
Nein, ein Buch über Krebs lesen und rezensieren, das wollte ich ganz sicher nicht mehr. Klar, ich hatte es vom Verlag kostenfrei zugesandt bekommen, um darüber zu bloggen. Und ja, ich hatte der Autorin Sabine Dinkel auch eine Rezension zugesagt. Aber, soooo sorry, mein Leben meinte es gut mit mir! Also vorwärts in diesem Leben und nur nicht mehr zurückblicken!
Glück gehabt! Doch die Angst vor dem Rezidiv bleibt.
Drei Monate sind seitdem vergangen. In drei Wochen habe ich meine erste onkologische Nachkontrolle. Sie wird zeigen, ob die wenigen Krebszellen (neben vielem nicht kanzerogenen Tumorgewebe) mit der OP sicher entfernt wurden und damit keine Chance bekamen zu streuen. Erfolgreich habe ich diese Nachsorgeuntersuchung bis jetzt verdrängt. Ich fühle mich gut! Ich bin sicher, kein Rezidiv in mir zu tragen. Trotzdem, wenn ich ganz ehrlich bin, blicke ich dieser Untersuchung mit Unbehagen entgegen. Wird das Glück auf meiner Seite bleiben?
Also nehme ich es doch in die Hand, das Buch von Sabine Dinkel. „Krebs ist, wenn man trotzdem lacht“ heißt der Titel dieses ungewöhnlich humorvollen Ratgebers zu einem eigentlich schweren und angstbesetzten Thema.
Sabine Dinkel ist eine erfolgreiche Unternehmerin, als sie eines Tages unvermutet mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird. Weil ihr das Angebot an Ratgebern nicht gefällt, schreibt sie kurzer Hand ihren eigenen Ratgeber und stellt darin einen kreativen, spielerischen und humorvollen Umgang mit dem Thema Krebs vor.
Ich gebe es zu: Die ersten Kapitel habe ich eher quergelesen. „Arschbombe in die Untiefen des Lebens“ nennt sie etwa ihre einleitenden Worte zum Buch und ich muss sie nicht lesen, um zu wissen, was Sabine Dinkel gefühlt hat als es sie aus dem Leben schleuderte. Aber die Überschrift gefällt mir. Ja genau, so eine „Arschbombe“ habe auch ich erlebt.
In Unterkapiteln wie „Eine Haltung finden und Zuversicht bewahren“ wage ich dann doch einen genaueren Blick und lese, dass Sabine Dinkel auch das Bloggen empfiehlt, um zurück zu einer hilfreichen Haltung zu finden. Ja, da finde ich mich wieder! Das Bloggen und meine Leserinnen waren für mich eine tragende Säule in der Bewältigung dieser schwierigen Zeit!
In dem Kapitel „Wortkosmetik praktizieren“ finde ich mich auch wieder. Sabine Dinkel weist darauf hin, mit welcher brachialen Sprache zum Thema Krebs kommuniziert wird. Ich habe das auch ziemlich arg erlebt. Da muss ein Tumor „bekämpft“ werden, dem Krebs „der Krieg erklärt werden“ und eine Chemotherapie ist ein „Albtraum“. Ich habe mich damals rasch gegen diese Sprache gewehrt, weil es ja bitte um mich und meinen Körper ging! Dem erkläre ich doch keinen Krieg! Auf die Idee meiner Krankheit einen neuen Namen zu geben, unangenehme Dinge einfach umzutaufen, kam ich allerdings nicht. Sabine Dinkel nennt ihre Erkrankung im Buch etwa „Schnieptröte“ und ihre Angst trägt den Namen „Hildegard“ oder „Hildi“. Gute Idee! Außerdem empfiehlt sie „Wohnfühlwörter zu pflegen“, also Wörter, die der Seele gut tun und eine positive Stimmung erzeugen. Mir fiel dazu gleich ein: Lebendigkeit! Lachen! Freude! Heiterkeit!
Schade, dass ich dieses Buch nicht früher in die Hand bekam!
Je mehr ich im Buch „Krebs ist, wenn man trotzdem lacht“ von Sabine Dinkel schmökere, umso mehr denke ich mir: Schade, dass ich dieses Buch nicht schon damals, als ich meine Diagnose erhielt, in die Hand bekam. Ich habe meine Situation gut auch alleine bewältigt, weil ich zum Glück auf viele innere Ressourcen zurückgreifen konnte, etwa auf meine Kreativität. Ich denke, ich habe meine Selbstheilungskräfte super aktiviert. Aber ich erinnere mich auch daran, wie ich nach hilfreicher Literatur suchte und nicht wirklich fand. Dieses Buch wäre schon damals eine wahre Bereicherung für mich gewesen!
So lese ich es jetzt und siehe da, auch für meine momentane Situation, für die Angst vor der ersten onkologischen Nachsorgeuntersuchung, hat Sabine Dinkel etwas für mich. „The Return of the Schnieptröte“ nennt sie das Kapitel, in dem es um die Angst vor dem Rezidiv geht. Hier bleibe ich hängen am Unterkapitel „Was Sie für sich tun können“ und der Empfehlung, ein Dankbarkeitstagebuch zu schreiben. Danke für diesen Tipp!
Ab morgen schon schreibe ich täglich auf, wofür ich dankbar bin, nehme die kleinen Dinge wahr, konzentriere mich auf das Positive in meinem wunderbaren Leben. Und gebe damit der Angst vor dem Rezidiv keine weitere Macht.
Absolute Leseempfehlung für alle, die vor der Diagnose Krebs stehen!
Krebs ist, wenn man trotzdem lacht.
Sabine Dinkel, 2017, 203 Seiten
Danke an Sabine Dinkel für die freundliche Reaktion bei meiner Anfrage um das Buch und an die Schlütersche Verlagsgesellschaft für das kostenfreie Rezensionsexemplar.
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