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Erinnerung an einen Helden meiner Jugend

10. Dezember 2016 5 Kommentare

Foto: www.schillderndesleben.net

Foto: www.schillderndesleben.net

Gestern bin ich plötzlich und unvermittelt an einen Menschen erinnert worden, der in meinem Leben einmal sehr wichtig war, der mir Vorbild war, mir Orientierung gab, den ich als Halbwüchsige fast vergötterte und den ich längst vergessen hatte.

Ich war zwischen 14 und 16 Jahre alt, er war der schönste, der geheimnisvollste Mann Salzburgs. Er war cool, sooooooo cool, über den Dingen stehend, umhüllt von einer geheimnisvollen Aura, kreativ, weltgewandt, selbstsicher, flippig, ein wahrer Freigeist. Er war der Kontrapunkt zum biederen Salzburg. Ein Bürgerschreck.

Also saß ich, pubertierend und mit Pickeln im Gesicht, regelmäßig mit roten Ohren im „Das Cafe“, seinem Stammcafe, und wartete darauf einen Blick auf diesen coolen Mann erhaschen zu können. Wie lässig er die Treppen hochstieg und auf die Bar zuging! Wie zufällig er die Leute grüßte. Er war immer sofort der Mittelpunkt. Und ich war ein Mauerblümchen, ein schüchternes unsichtbares Mauerblümchen. So empfand ich mich halt.  Das „Das Cafe“ hatte in meiner Altersklasse und meinem bürgerlichen Gymnasialumfeld den Ruf der Drogenhölle, man munkelte direkt gegenüber hätte die Polizei sogar Kameras positioniert, um die Drogensüchtigen zu überführen. Hätten meine Eltern gewusst wo ich mich rumtrieb, sie wären ausgerastet.

Ins „Das Cafe“ zu gehen war ein Abenteuer, aber auch ein Risiko, denn wer dort hinging war ein Outlaw. Ich aber saß genau in diesem Cafe, nibbelte nervös und doch betont lässig an meiner Cola, rauchte die ersten Zigaretten meines Lebens und wartete darauf, dass der „Messias“, bekleidet mit schwarzer Lederhose und coolem Oberteil, den Laden betrat. Ob ich verliebt war? Nein, verliebt war ich nicht. Ich war fasziniert von seiner Unangepasstheit und seiner Aura. Dieser Mann war das Fenster und die Tür zu einer anderen Welt.

Als er mich irgendwann nach vielen Monaten begrüßte mit „Hallo Sonja, wie geht’s?“ und mich mitnahm in seine kleine Boutique, fühlte ich mich angekommen in der großen Welt.  Er kleidete mich ein, gelbe Pumphose, pinke Seidenbluse, blaue Seidenjacke. Kostenfrei. Einfach so, weil ihm danach war. An diesem Tag war ich plötzlich eine Frau und kein Kind mehr. An diesem Tag mutierte das Mauerblümchen für wenige Stunden zum Paradiesvogel. Dabei musste ich die Klamotten danach lange verstecken, denn ich hätte meinen Eltern nicht erklären können, woher sie kamen. Erst viel später konnte ich das Geschenk der Welt präsentieren. Ich hab das Zeugs dann getragen bis es mir vom Körper fiel. Da war ER schon lange nicht mehr in meinem Leben.

Die über alles geliebte pinkfarbene Seidenbluse samt blauer Seidenjacke.

Die über alles geliebte pinkfarbene Seidenbluse samt blauer Seidenjacke.

Gestern bin ich durch Salzburg gewandert und habe meine Weihnachtseinkäufer erledigt. In der Kaigasse bin ich unversehens über eine Pyramide gestolpert, eine Art bebildertes Denkmal mit dem Titel Schillerndes Leben in Salzburg. Auf der Pyramide sein Foto und sein Name: Gunther Hofmeister.

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Der Held meiner Jugend ist tot, musste ich lesen. Verstorben 2013 in Wien.  Hat mich sehr betroffen gemacht. Zu meiner Überraschung musste ich beim Lesen des Textes feststellen, der Held meiner Jugend war gleich alt wie mein Vater. Wäre ich nie darauf gekommen! Habe ich nie so empfunden!

Da stand ich vor der Bildpyramide und trat in Gedanken eine Reise in meine Vergangenheit an. Ich im berüchtigten „Das Cafe“. Die erste richtige Begegnung mit Gunther. Ich auf den Konzerten von Drahdiwaberl und der Hallucination Company, Konzerte die Gunther nach Salzburg brachte. Und dann der wunderbare Frühlingstag vor vielen, vielen Jahren. Ich war etwas über 16 Jahre alt und hatte Gunther in seiner Boutique besucht, wir gingen in der Mittagspause auf den Kapuzinerberg. Er las mir Gedichte vor. Rilke. Oder war es Paul Celan? Dann redete er auf mich ein. Ich sollte das Schule schwänzen lassen und auf keinen Fall die Schule schmeißen. Mein Held verlangte, dass ich etwas aus meinem Leben machen soll. Weil ich „es drauf“ hätte. Es war ein Appell.

Danach brach der Kontakt von meiner Seite her ab. Als ich ein Jahr später wieder auftauchte, in seinem neu eröffneten Lokal Zabrak, ignorierte er mich. Ich war seinem Rat nicht gefolgt, hatte die Schule abgebrochen, war für einige Zeit abgetaucht nach Italien. Das hat er mir wohl nicht verziehen. So oft ich auch ins Zabrak ging, er übersah mich.

Heute mit 52 Jahren stehe ich vor der Pyramide mit seinem Foto und denke mir: Was war das nur für eine seltsame Begegnung. Das halbwüchsige Mädel und der im Vergleich alte, schwule Mann. Für ihn, dem halb Salzburg zu Füßen lag, war ich unbedeutend, war ich ein junges Ding, eine von vielen, die in seinem Windschatten segelte. Er aber war für mein Leben prägend. Immer wieder haben ältere Männer mit kreativem Potential in meinem Leben danach wichtige Rollen gehabt, als Freund, als Liebhaber. Bis heute habe ich einen Hang zu Paradiesvögeln, schrägen Philosophen und zu „dirty old men“.

Und Biederkeit oder Kleingeist sind mir bis heute ein Gräuel.

Adieu, Held meiner Jugend. Es hat mich so sehr gefreut, an Dich erinnert zu werden!


Das Projekt Schillerndes Leben in Salzburg ist ein Erinnerungsprojekt und zeigt an 11 öffentlichen Plätzen, verteilt im Stadtraum Salzburg, Beispiele ungewöhnlicher Lebensläufe, die im Widerspruch zum konservativen Salzburgbild ermutigende Spuren hinterlassen haben.

Mehr zu Gunther Hofmeister hier. Der gesamte Essay zu Gunther Hofmeister, einfach wunderbar geschrieben von Martin Stricker, mit dem Titel „Der Unerschrockene“ kann hier abgerufen werden.

 

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Vielen Dank fürs Teilen!

Kommentare

  1. veronika meint

    10. Dezember 2016 um 21:54

    was für eine schöne Gute Nacht Geschichte, danke Sonja!

    Bussi
    Veronika

    Antworten
    • Sonja Schiff meint

      10. Dezember 2016 um 22:18

      :-)

      Antworten
  2. Christa meint

    12. Dezember 2016 um 19:52

    Großartig wie lebendig du die Erinnerungen an einen für dich wichtigen Menschen erzählst.

    Antworten
  3. Ingrid hörmann meint

    1. April 2019 um 18:26

    Ich als Mutter einer damals 15 jährigen Tochter sehe es anders.
    Für mich war Herr Hofmeister kein Held oder dergleichen.

    Antworten
    • Sonja meint

      1. April 2019 um 19:14

      Liebe Frau Hörmann, das kann ich aus Ihrer Perspektive auch gut verstehen.

      Antworten

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