Menopause Cafe Bewegung? Ja, richtig gelesen. So etwas gibt es tatsächlich. In Schottland! Da brechen Frauen gerade auf, um ein Tabu zu verjagen! Ich bin der Meinung, das ist gut so! Es ist längst an der Zeit sich all dieser seltsamen weiblichen Tabus zu entledigen. Wann brechen wir in Österreich/ Deutschland auf? Meine persönlichen Gedanken dazu.
Zurück in den Wechseljahren durch Entfernung der Eierstöcke
Hormonbedingt – mir wurden im Jänner aufgrund einer Krebsdiagnose beide Eeierstöcke entfernt – bin ich jetzt wieder konfrontiert mit Hitzewallungen und anderen Begleiterscheinungen der Wechseljahre. Eigentlich war ich ja quasi schon durch. Die Symptome der Wechseljahre waren abgeklungen, ich voller Freude in der Menopause angekommen, meine Hormonproduktion in den Eierstöcken runtergefahren, aber beständig vorhanden. Mit der Entfernung beider Eierstöcke wurde diese verbliebene Hormonversorgung nun aber gekappt und ich auf Hormonentzug. So nennt das zumindest mein Arzt.
Plötzlich muss ich wieder alle meine – immerhin bereits bewährten – Strategien auspacken, um mit Hitzewallungen, nächtlichen Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen umzugehen. Alles kein Problem. All die Jahre davor fand ich diese Symptome zwar in manchen Situationen lästig, aber durchaus bewältigbar. Also werde ich sie auch jetzt schaffen.
Aber, plötzlich bin ich auch wieder mit all den Tabus rund um die Wechseljahre konfrontiert. Etwa wenn ich, in aller Öffentlichkeit, schwitzend und mit einem hochroten Kopf ersuche, für eine hitzewallende Frau doch bitte das Fenster zu öffnen. Männer schauen betreten zu Boden. Junge Frauen kichern, Frauen um die dreißig drehen sich weg und kürzlich meinte eine Frau meines Alters gar gereizt: „Müssen Sie ihr Wechseljahredings so rausposaunen?“
Nööö, muss ich natürlich nicht. Aber ich mag!
Die Antwort auf das Menopause Tabu – Eröffne ein Cafe!
Ich finde es deshalb ziemlich cool, dass sich in Schottland (wo übrigens in vielen Bereichen Tabus innovativ angegangen werden) eine Art Bewegung gegründet hat mit dem Ziel, das Tabu der Wechseljahre zu überwinden. Danke an Petra, eine liebe Bekannte und Leserin dieses Blogs, die mich auf diese Bewegung und den wunderbaren Artikel mit dem Titel The answer to the menopause taboo? Start with a cafe aufmerksam machte.
Menopause Cafe? Klingt irgendwie schräg! Ich habe mich natürlich gefragt: Würde ich da hingehen? Braucht es solche Cafes wirklich?
Dabei denke ich zurück. 5 bis 10 Jahre, an meine Vorträge zum Thema Wechseljahre. Ich erinnere mich an Frauen, die mit eingezogenem Kopf in den Veranstaltungsraum schlichen, an Frauen, die unsicher an der Tür des Vortragsraumes standen und schüchtern fragten: „Sind hier die Wechseljahre?“ Ich denke an den einen Tag, als ich einen Stand auf einer Gesundheitsmesse hatte und alle Frauen im mittleren Alter einen riesigen Bogen um meinen Stand machten. Und ich erinnere mich an Männer, die anriefen und fragten: „Kann ich als Mann auch zu ihnen in die Beratung kommen. Wir haben nämlich Wechseljahre! Aber meine Frau würde nie zu ihnen kommen.“
Keine Frage, die Wechseljahre sind ein Tabu. Immer noch. Klar, es gibt mittlerweile in Frauenzeitschriften ab und zu Artikel dazu. Einige 50plus-Bloggerinnen haben das Thema Wechseljahre auch aufgenommen, bewerben damit meistens irgendwelche Präparate gegen Wechseljahrebeschwerden. Auf diese Blog-Artikel ernten sie auch Reaktionen, viele Frauen kommentieren, reden darüber, regen sich auf, bedanken sich für die Hilfe oder berichten von den eigenen Wechseljahren. Anonym, via Internet, weil da geht das. Aber im normalen Alltag? In der Straßenbahn, am Arbeitsplatz, in Gesellschaft? Da wird maximal gewispert. Vor allem aber geschwiegen, verschwiegen. Geht ja immerhin niemanden etwas an, dass ich in den Wechseljahren bin oder gar schon in der Menopause. Oh Gott, ohhhh Gott!
Die Gründerinnen der Menopause Cafe Bewegung meinen übrigens, dass das weibliche Tabu einfach nur weitergesponnen wird. Wir Frauen tabuisieren zuerst 30 Jahre und mehr unsere Blutungen. Verändert sich unser Körper, hört er langsam auf zu bluten, tabuisieren wir einfach kräftig weiter. Jahrzehnte schieben wir uns dieses blütenweiße, chemisch bearbeitete, unsere Schleimhäute austrocknende Wattedings in unsere blutende Vagina, nur damit ja kein Tropfen Rot sichtbar wird und wir uns schämen müssen. Jetzt mit über 50 schämen wir uns für die Zeichen des Älterwerdens, für alle Hinweise auf die Wechseljahre und dem Ende dieser Blutung. Ist schon irgendwie krank, wie wir Frauen mit uns selbst umgehen…..oder?
Jetzt also Wechseljahre Cafes, um dieses Tabu zu brechen! Ob es diese Cafes wirklich braucht? Ich denke ja. Ich bin in der Wechseljahrebegleitung vielen Frauen begegnet, die aufgrund der Tabus keine Ahnung hatten von den Wechseljahren und damit von den Prozessen ihres Körpers. Sie meinten nicht mehr richtig zu funktionieren. Sie hassten ihre Hitzewallungen, sie hassten die Gewichtszunahme, sie hassten sich selbst und ich als Beraterin sollte dabei helfen, dass „alles wieder so wird wie früher“.
Ja, ich finde, es ist ein Versuch wert Wechseljahre Cafes zu veranstalten. Einfach weil es Zeit wird, normal über die Wechseljahre und die Menopause zu reden. Junge Frauen werden grad weltweit aktiv, überwinden das Tabu der Regelblutung, verwenden Menstruationstassen statt Tampons oder versuchen sich in Free Bleeding. Da wird es irgendwie auch Zeit, dass wir wechseljährigen oder menopausalen Frauen auch in den Widerstand gehen! Kampfansage: „I love my hot flushes!“ oder „Free sweating!“
Und was meint Ihr dazu? Würdet Ihr zum Wechseljahre Cafe gehen? Eines gründen?
Monika Krampl meint
…. JA! zu allem was du geschrieben hast.
Und noch gleich das Tabu „ältere Frau und Sexualität“ dazunehmen. Ist etwas, was nach den Wechseljahren folgt …
Dass ältere Männer sexuell aktiv sind, wird als normal angesehen. Wenn ältere Frauen sexuell aktiv sind, wird es „anrüchig“.
Dieses Wort ist mir dazu eingefallen und ich habe es gegoogelt – „anrüchig – so, dass etwas einen sehr schlechten Ruf hat und man damit nicht in Verbindung gebracht werden will“.
Genau so ist es. Es wird zwar den wenigen prominenten Frauen zugestanden, jedoch werden die jüngeren Männer dieser Frauen vielfach als „toyboys“ bezeichnet. „Anrüchig“?. Warum dürfen sie sich nicht einfach lieben, Lust und Leidenschaft genießen?
Und das immer wieder in das Gespräch eingeworfene „Ablaufdatum“. Wie viele gleichaltrige Beziehungen haben ein „Ablaufdatum“ …
Und ich merke die Zwiespältigkeit in den Augen und der Mimik von älteren Frauen, wenn darüber gesprochen wird. Einerseits die Abwertung und Ablehnung, und andererseits die Sehnsucht nach Liebe und Leidenschaft. „Ich will auch“ sagt Herz und Bauch, „ich trau mich nicht“ sagt der Kopf, „na, die kann sich das ja leisten / na, das kann nicht gut gehen / na, furchtbar …“ sagt der Mund.
Ist es ein älteres Paar, das sich verliebt zeigt, Händchen hält, nicht die Finger voneinander lassen kann, schmust …. – wird zumeist peinlich berührt und verlegen weggesehen – „wie können die nur?“, „und das in ihrem Alter!“ …
Ja, wie denn nun? Was denn nun?
Sich am besten Stützstrümpfe anziehen, in die Ecke zurückziehen, stricken, Mund halten?
NEIN, sicher nicht!
Sichtbar werden und sich zeigen – auch wenn wir keine durchtrainierten und muskeldefinierten Körper haben!
Damit wir aus diesem antiquierten Bild – das erstaunlicherweise noch immer in vielen Köpfen vorhanden ist – rauskommen, bedarf es, auch dieses Thema gleich mit in die Wechseljahrediskussionen aufzunehmen.
JA!, es gibt noch viel zu tun …
lust
lustvoll
rundungen auskostend
lustvolles sein
spass und freude
im rund sein
in sich ruhend
runde hüften
sich bewegend
schwingend im tanz
verführend
schwellende brüste
blühendes leben
lebendig sein
leblose körper
quälende maschinen
stärken die muskeln
die seele nicht
seelenloses lächeln
auf glatten gesichtern
glatt gebügelt
in den schönheitstempeln
der unlust frönend
lustlosigkeit
in seele und körper
ein glattes gesicht
eintauschend
gegen herz und seele
sich verkaufend
an das versprechen
von ewiger jugend
(M.K., 2003)
Liebe Grüße
Monika