Ich bin ein Fan von „Role Models“, also Menschen, die einem als Vorbilder dienen können, weil sie das Leben, oder einen bestimmten Aspekt im Leben, auf besondere Art leben. Da ich Frau bin, sind meine „Role Models“ immer Frauen und ich hab mehrere von ihnen. Je nach Thema.
Alice Schwarzer und Johanna Dohnal etwa als (Vor)Kämpferinnen für den Feminismus. Sie beeindrucken mich, weil sie ihre Sache beharrlich verfolgt haben bzw. verfolgen, trotz jahrelanger bösester Anfeindungen und Herabwürdigungen. Das muss Frau erst mal aushalten! Hut ab. Immer, wenn mir ein kräftiger Wind entgegen bläst, wenn mich jemand angeht oder unterbuttern will, mich jemand unter der Gürtellinie angreift, greife ich auf Johanna Dohnal zurück.
Sabine Asgodom ist mir als Trainerin, Coach und Buchautorin Vorbild. Vor allem aber darin, wie sie mit ihrer Körperfülle umgeht und gegen die Diskriminierung dicker Menschen angeht. Ich gehör ja auch nicht zu den Dünnen und hab in meinem Leben einige verbale Übergriffe oder Blicke geerntet. Derzeit wiege ich so viel wie noch nie zuvor. Erst kürzlich musste ich wieder einen mitleidigen Blick aushalten von einer, die täglich rennt und rennt und rennt und deshalb gertenschlank ist. Ich hab wieder einmal gemerkt, wie dünn meine Haut ist, wenn ich so abschätzig gemustert werde. Wie klein ich da innerlich werde. Aber da gibt es zum Glück eine Sabine Asgodom! Die zeigt mir, dass Lebendigkeit und Erfolg nichts mit Gewicht und Figur zu tun haben, sondern mit Selbstbewusstsein und „Sich-etwas-zuzutrauen“. Übrigens, auch meine Bekannte Claudia ist hier ein „Role Model“ für mich. Eine Frau mit Körper, ungeheurem Charisma und praller Erotik. Einfach wunderbar.
Ja, und so hab ich viele weitere „Role Models“ in meinem Leben, die ich hervorhole, wenn es darum geht, meine Ideen und Projekte anzugehen oder Probleme im Leben zu meistern. Die Musikerin ZAZ etwa für meine musische Seite (ich spiele Saxophon), die Malerin Elvira Bach (auch ich male großformatige Frauenakte), eine ehemalige Nationalratsabgeordnete der Grünen (den Namen will ich hier nicht nennen) für die Art, wie sie ihren Krebs besiegt hat und Dr. Solveig Haring, die sich einfach nichts scheißt, die auf Konventionen pfeift, die Wissenschaft und Rockmusik in sich vereint. Sie spielt (unter anderem) in einer Drag King Band und ist Trägerin des österreichischen Staatspreises für Erwachsenenbildung 2012.
Selbstverständlich hab ich auch Vorbilder fürs Älterwerden und Alter. Erika Pluhar, Nina Hagen, Vivienne Westwood etwa, weil sie immer sie selbst geblieben sind, Pluhar damenhaft und tiefsinnig, Hagen schrill, laut und stimmgewaltig, Westwood engagiert und unangepasst.
Ein weiteres „Role Model“ fürs Älterwerden ist mir Birgit Meinhard-Schiebel, eine Frau mit einfach unglaublichem Engagement zum Thema SeniorInnen, Pflegende Angehörige und Feminismus. Ich weiss gar nicht, woher sie immer ihre Ideen und vor allem die Kraft nimmt.
Mein größtes Vorbild für das Alter aber ist eine Frau, der ich mit 21 begegnet bin. Ich war junge Hauskrankenschwester und sie meine erste Patientin. Sie war damals 102 Jahre alt. Sie wurde mir als „böse“ Patientin übergeben, als eine der es niemand Recht machen kann. Ich dagegen lernte eine geistvolle und fröhliche Frau kennen. Allerdings auch eine, die Respekt einforderte und die Wahrung ihrer Autonomie. Noch als bettlägerige Frau tat sie ihren Unmut tatkräftig kund, wenn sie bevormundet oder nicht ernst genommen wurde.
Damals beschloss ich, dass mir, egal wie es mir mal gehen wird im Alter, niemals jemand meine Würde rauben wird können. Ich werde nämlich wie eine Tigerin darum kämpfen.
Und wie ist es mit Ihnen, liebe LeserIn?
Haben auch Sie Vorbilder?
Gibt es auch bei Ihnen ein „Role-Model“ im Leben?
Oder gar mehre?
Karin Immler meint
Dr. Rosina Sonnenschmidt ist für mich ein Vorbild. Die Frau ist nicht nur klug und hat unendlich viel Wissen. Sie hat dazu noch die Fähigkeit, Wissen aus unterschiedlichsten Bereichen zu vernetzen und zu integrieren in ein kreatives Ganzes. Eine solche wertschätzende Offenheit allem und allen gegenüber – toll.
Sabine Asgodom, da bin ich ganz bei dir, liebe Sonja. Vera Birkenbihl gehört für mich auch in die Kategorie der Frauenpersönlichkeiten. Katharine Hepburn, die großartige Schauspielerin mit Mut zu schrägen Rollen. Das war eine kleine Auswahl der Frauen, die mir imponieren, die mich inspirieren und die mir jede auf eine andere Weise als Vorbild dienen.
Sonja Schiff meint
Hallo Karin, auch tolle Fauen! Katharine Hepburn hat übrigens selbst als Parkinsonkranke Haltung und Charisma bewiesen!