Ich schätze mich mehr als glücklich an zwei Orten leben zu können – Salzburg und Sarród/ Ungarn. Im Moment befinde ich mich seit zwei Wochen in Ungarn, habe die Feiertage hier verbracht, meinen Garten auf den Winter vorbereitet und viele Ausflüge gemacht, denn der Herbst hier in Ungarn ist einfach wunderbar. Gestern waren wir am späten Nachmittag im Schilf und Steppe – das ist für mich Ungarn. Hier atme ich auf, hier fühle ich mich geerdet, frei und gleichzeitig geborgen.Fertő-Hanság Nemzeti Park und wanderten entlang des Einser-Kanals. Unser Ziel war eine Aussichtsplattform draußen in der Steppe und ein sich ankündigender Sonnenuntergang.
Der Einser-Kanal wurde um 1900 gebaut, er verbindet den Neusiedler See mit der Donau und dient dazu die Dimensionen des Neusiedler Sees zu regulieren. Wir lieben es diesen Einser-Kanal entlang zu wandern, egal in welche Richtung, er führt durch wunderbare Landschaften und man begegnet dort in der Regel keinem Menschen.
Unser Lieblingsabschnitt am Einser-Kanal liegt an der Straße nach Fertöujlak, direkt neben den schilfgedeckten Stallungen beginnt der Weg. Hier kann man etwa 3 Kilometer den Kanal und das Schilf entlangschlendern, danach beginnt die Bewahrungszone, der streng geschützte Teil des Nationalparks, den nur noch die Ranger betreten dürfen.
Diesen Weg mag ich deshalb so besonders, weil er auf der linken Seite den Blick bietet auf eine riesige Steppenfläche und rechter Hand am Schilf entlang führt. Schilf und Steppe – das ist für mich Ungarn. Hier atme ich auf, hier fühle ich mich geerdet, frei und gleichzeitig geborgen.
Das Schilf mag ich ganz besonders im Herbst. Meterhoch steht es dann da, leuchtend in den schönsten Gelbtönen und am Ende, wie ein Pinsel, die fedrigen Blüten. Immer wieder bieten sich kleine Nischen im Schilf an, auf den Kanal zu blicken und auf die andere Seite, dort wo die Laken sind, das Paradies der Wasservögel. Gestern hatten wir ganz besonderes Glück. Eine Herde ungarischer Steppenrinder graste in der Nähe und wir sahen einen mächtigen Büffel gemächlich den Einser-Kanal entlangtraben. Was für ein Erlebnis!
Am Ende dann, weit draußen in der Steppe, ein fulminanter Sonnenuntergang. Zwischen den mannhohen Gräsern blitzen die letzten Sonnenstrahlen durch. Rasch hinauf auf die Aussichtplattform und in die Weite blicken, zuschauen wie die Landschaft langsam schlafen geht. Am Ende des Spaziergangs trafen wir dann noch einmal den Steppenrindbüffel und es sah irgendwie aus, als würde auch er über das Licht und das Naturschauspiel staunen.
Alle Fotos von Rochus Gratzfeld
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